Menschen,
die sich für Köln und Umgebung einsetzen, werden hier in loser Reihenfolge vorgestellt.
Den Anfang macht ein „Imi“ (Zugereister).
Edwin Röder, Jurist und Dozent für Ahnenforschung, verzaubert mit seiner bilingualen
Gästebetreuung Menschen, die sich auf die Metropolregion Bonn – Köln –
Düsseldorf einlassen möchten. Im Interview spricht der Rheinland-Experte über Entschleunigung, über das, was seine Kunden
besonders erfreut und was ihn persönlich bewegt.
Ein Gästebetreuer im Rheinland? Das hört
sich an wie ein Kontrapunkt in unserer zunehmend schnelllebigen Zeit. Das hört
sich an, als würden Sie sich Zeit nehmen. Zeit für Menschen und deren Wünsche.
Das hört sich an wie Kreativität, Unterhaltung und Freundschaft. Bitte: Klären
Sie mich auf.
Sich
Zeit zu nehmen ist tatsächlich der springende Punkt: hier spielt der Begriff
der Entschleunigung eine große Rolle. Ich wünsche mir einen Kontakt, der nicht
vom Konsum und vom Massentourismus geprägt ist, sondern eher vom Genuss, und
genießen können hat ja in aller Regel mit Langsamkeit zu tun. Man könnte das
mit interessanten Begriffspaaren darstellen:
Qualität
statt Quantität
Dialog
statt Monolog
Aktiv
(er-) leben statt passiv konsumieren Slowfood statt Fastfood
Ich
kann für meine Kunden ein Programm erst optimal zusammenstellen, wenn diese
sich darüber klar werden, was ein besonderer Tag für sie sein könnte. Daher
lege ich großen Wert darauf, mit meinen Kunden im Vorfeld ausführlich zu
sprechen.
Erzählen einmal, wie so eine typische
Gästebetreuung abläuft. Wie nehmen die Menschen Kontakt zu Ihnen auf? Und was
sind vor allem die Erwartungen Ihrer Klienten?
Meine
Kunden kommen aus zwei verschiedenen Gruppen: Zum einen handelt es sich um
Einzelkunden, die für sich selbst nach einer Gästebetreuung suchen, zum anderen
Firmenkunden, die diese Dienstleistung für Ihre Gäste buchen. Für Firmen ist
dies von großem Interesse, wenn Sie Wert darauf legen, wichtigen Gästen
(Groß-Kunden, Geschäftspartnern) ein besonders attraktives Rahmenprogramm zu
bieten und diese Gäste beeindrucken möchten. Häufig haben Firmenkunden weder
die Zeit noch die personellen Möglichkeiten, dies selbst zu tun. Sicherlich
kostet diese Service-Leistung etwas, aber für meine Kunden ist dies gut
investiertes Geld, weil sich meine Dienstleistung sehr positiv auf die
Geschäftsbeziehung der Firmenkunden auswirken kann.
Ich
versuche im Vorfeld zu erfragen, wie wir die Zeit, die meinen Kunden zur
Verfügung steht, optimal gestalten können. Die auf meiner website dargestellten
Programme sind lediglich Beispiele dafür, was wir zusammen unternehmen können.
Wenn jemand sich für moderne Kunst interessiert, gibt es die
unterschiedlichsten Möglichkeiten: Selbstverständlich haben wir eine ganze
Reihe von hervorragenden Sammlungen, Museen und Galerien in der Region, die wir
besichtigen können. Es gibt aber auch Kunden, die ihre eigene Kreativität
(weiter-) entwickeln wollen, die aktuellen Künstlern begegnen und eventuell
ihre eigenen Ideen und Fertigkeiten umsetzen möchten. Diesen Kunden kann man
eine große Freude machen, wenn man ihnen den Besuch in einem Künstleratelier
ermöglicht, wo sie unter Anleitung eines Fachmannes selbst aktiv werden können.
Diese Vorgehensweise lässt sich auf andere Interessengebiete übertragen.
Wer sich so mit Begeisterung auf die Interessen und Ansprüche seiner Gäste
einstellt, wird von einer besonderen Geisteshaltung getragen sein. Welche Werte
stehen für Sie im Vordergrund?
Das
kann man am besten mit ein paar Schlagworten, wie sie auf meiner website
stehen, darstellen:
„Man
muss Menschen mögen.“
„Die
beste Voraussetzung dafür, interessante Menschen kennen zu lernen ist die
eigene Neugierde.“ „Nicht das Kunstwerk an sich ist interessant, sondern das,
was es bei mir bewirkt.“ „Spannende Erlebnisse basieren auf Kontakten mit
Menschen, Ideen und Geschichten. Steinerne Zeitzeugen sind hierfür allenfalls
der dekorative Rahmen.“
Ich
will hinter Kulissen und Fassaden schauen, um Zusammenhänge zu verstehen.
Sie haben sich die Metropolregion
Düsseldorf-Köln-Bonn ausgesucht: Was fasziniert Sie an dieser Gegend?
Wir
finden hier auf relativ kleinem Raum so viele Möglichkeiten, auf
Entdeckungsreisen zu gehen, die einen fast sprachlos werden lassen. Dabei lege
ich großen Wert darauf, über den Tellerrand zu schauen. Das Rheinland ist mehr
als nur seine Metropolen, und diese wiederum sind mehr als – wie auf meiner website
dargestellt - Karneval, Dom, Kölsch und Alt, Beethoven und die Kö. Wir bewegen
uns hier auf sehr klar dargestellten Bühnen, aber spannend sind auch die
Zwischenräume und was sich hinter den Kulissen abspielt.
Als Rheinland-Experte werden Sie Hüter von
Geheimtipps sein. Mit welchem möchten Sie uns gerne überraschen?
Gibt
es Geheimtipps? Es gibt vielleicht Favoriten, wo ich mich besonders gerne
aufhalte, aber das hat mit meinen persönlichen Präferenzen zu tun. Ich antworte
mal aus der Perspektive des Hobbyfotographen: Wenn man den Dom als Ganzes
betrachtet, wird man von der imposanten Größe fast erschlagen. Entweder man
sucht sich Details aus, oder aber unbekannte Perspektiven. Wie sieht der Dom
von außen aus, wenn man sich sein Spiegelbild in einer Pfütze betrachtet? Wie
sieht er innen je nach Lichteinfall aus? Wie wirkt dieser Lichteinfall auf
mich, wenn die Sonne durch das Richterfenster fällt? Wie in der Stille, wie bei
Orgelmusik?
Mein
Tipp daher: Augen auf, Ohren auf, offen und neugierig sein
Wie erweitern Sie Ihre Angebote? Sind Sie
da vor allem als Scout in der Region unterwegs? Oder spüren Sie Neuheiten
lieber online auf?
Sowohl
als auch; das Internet und das Studium verschiedenster Literatur sind genauso
Bestandteil meiner Recherche als auch das Studium vor Ort. Dabei nehme ich mir
gerne die Zeit, die Umgebung zu erspüren und durch Gespräche von Dingen zu
erfahren, die ich sonst vielleicht gar nicht oder nur sehr mühevoll
zusammengetragen hätte. Im Interesse meiner potentiellen Kunden bin ich bemüht,
wirklich offen zu sein.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Denken Sie eher daran, weitere Gebiete in Ihr Portfolio aufzunehmen – wie etwa
die Eifel, das Bergische Land oder das Ruhrgebiet? Oder planen Sie
Netzwerkerweiterungen mit anderen Dienstleistern wie etwa mit Fotografen,
Ghostwritern oder Stilberatern?
Für
Kooperationen bin ich sehr offen, wenn wir dadurch die Wünsche unserer Kunden
erfüllen. So arbeite ich zukünftig auch mit einer Dame mit Modebewusstsein und
großer Stilsicherheit zusammen, wenn es darum geht, einen Einkaufsbummel mit
einer Kundin durchzuführen.
Wenn
Sie die regionalen Gebiete erwähnen, so zähle ich insbesondere das Bergische
Land dazu. Es gehört den oben erwähnten Zwischenräumen. Der Kontrast Stadt-Land
und Rheinebene – Berge ist ein sehr wohltuender. Gerade im Bergischen Land gibt
es traumhaft schöne Ecken für Spaziergänge und Motorrad-Touren. Da kommen
natürlich – je nach Kundenwunsch –auch andere Regionen in Betracht.
Die Städte Köln und Düsseldorf sehen sich
ja hin und wieder als Konkurrenten. Haben Sie da schon mal Gewissenskonflikte,
wenn Sie lieber Kölsch statt Alt trinken – oder umgekehrt?
Das
wurde ich schon ein paar Mal gefragt. Mein Vorteil ist, dass ich Immi bin, und
die von Ihnen benannten Vorurteile auch von reinen Kölnern und Düsseldorfern
nicht wirklich ernst genommen und als humorvolle Scheinattacken wahrgenommen
werden.
Wie kommt ein studierter Jurist und
Marketing-Fachmann dazu, Gästebetreuer zu werden?
Als
Jurist habe ich nie gearbeitet, und nach vielen Jahren im Marketing wollte ich
etwas ganz anderes machen, aber wieder nah am Menschen. Noch näher, wenn Sie so
wollen. Bei dem, was ich nun mache, ist mir sehr wichtig, meine Neigungen und
Stärken in besonderer Weise einzubringen unter anderem der Spaß an Sprachen,
Geschichte und sinnlichem Genuss.
Was tun Sie, wenn Sie nicht Gäste betreuen
oder Ihren Hobbys (Familienforschung, Motorrad fahren) nachjagen? Was
interessiert, fasziniert und bewegt Sie ganz privat?
Ganz
kurz zusammen gefasst: Menschen, Ideen und Geschichten. Wenn ich alleine mit
dem Auto unterwegs bin, höre ich mit Begeisterung Hörbücher. Ich fotografiere
sehr gerne und halte bei meinen Spaziergängen Ausschau nach spannenden Motiven.
Ich interessiere mich für Mediävistik (hier im Rheinland habe ich wahre
Fundgruben direkt vor der Nase) und Musik: Klassik, Jazz aber auch – man höre
und staune – für den Eurovision Song Contest – und das seit meiner Kindheit.
Man kann über den Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung heftig diskutieren, für
mich ist dies auch eine spannende Form von interkultureller Kommunikation, und
die macht mir schlichtweg einfach Spaß.
Das Gespräch führte Lilli Cremer-Altgeld.
Kontakt:
Edwin Röder